Vergleich der Verfahren

Die Investitionsrechnung soll die wirtschaftliche Vorteilhaftigkeit einer Investition aufzeigen. Diese Vorteilhaftigkeit kann nach verschiedenen Kriterien ermittelt werden und ist mit der wirtschaftlichsten Variante gleichzustellen. Hierbei werden die Verfahren in zwei Gruppen unterteilt, den statischen und dynamischen Verfahren. Die statischen Verfahren sind einfach in ihrer Anwendung und leicht zu verstehen. Es werden hierbei keine dynamischen Änderungen und Schwankungen  während der kompletten Laufzeit der Anlagen berücksichtigt, was die Aussagekraft dieser Verfahren einschränkt.

 

Kostenvergleichsrechnung

Bei der Kostenvergleichsrechnung werden die Kosten verschiedener Anlagen einander gegenübergestellt (z.B. alte Anlage zu neuer Anlage). Das  Verfahren vergleicht nur die Kosten miteinander, sodass die Erlösseite (Qualität, Kapazität, Laufzeit, Nutzungsdauer …) beider Varianten annähernd  als gleich angenommen werden muss. Die Kostenseite wird zusammen mit allen Gehältern, Kapitalkosten, Wartungskosten, Energiekosten ... ermittelt. Die Abnutzung der Varianten wird als linear angenommen, um eine gleichmäßige Kostenverteilung über den Betrachtungszeitraum zu erreichen. Die Kostenvergleichsrechnung ist eine kurzfristige Betrachtungsweise, die zukünftige Ereignisse nicht berücksichtigen kann. Eine wirtschaftliche Betrachtung mit der Kostenvergleichsrechnung ist schwer, da die Kosten von nur einer Periode alleine keine Aussage über die Gewinne der unterschiedlichen Varianten und somit über die Gesamtwirtschaftlichkeit der Anlagen geben können.

 

Gewinnvergleichsrechnung

Die Gewinnvergleichsrechnung ist eine Erweiterung der Kostenvergleichsrechnung und bezieht die Erträge einzelner Varianten in die Rechnung mit ein.

Die sich daraus ergebende wirtschaftliche Vorteilhaftigkeit berechnet sich aus der Größe des resultierenden Gewinns und kann, je nach Anwendung, auf eine Stückzahl bezogen werden. Auch bei diesem Verfahren wird lediglich eine Periode betrachtet und es werden nur kurzfristige Zeiträume verglichen. Die Aufteilung der fixen und variablen Kosten kann unter Umständen sehr aufwendig und schwierig werden. In der Praxis wird dieses Verfahren selten eingesetzt und die Erlöse einzelner Investitionen sind selten direkt ermittelbar. Der Gewinn wird nicht auf die Höhe der Investition bezogen, was zusätzlich die Aussagekraft mindert.

 

Rentabilitätsvergleichsrechnung

Die Rentabilitätsvergleichsrechnung ist ein weiteres statisches Verfahren und erweitert die Gewinnvergleichsrechnung um das eingesetzte Kapital. Allgemein wird die Rentabilität nach Gleichung 5-3 berechnet.

Der Return on Invest errechnet sich aus dem Kehrwert der Rentabilität nach Gleichung 5-4.

Die Investitionskosten und die Nutzungsdauer sollten bei dieser Berechnung für alle Varianten ähnlich sein, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erzielen. Ein wesentlicher Vorteil dieser Methode ist die Vergleichbarkeit unterschiedlicher Anlagen.

Wie auch bei den anderen statischen Berechnungsmethoden liegt hier der Nachteil vor, dass Veränderungen im weiteren Verlauf der Nutzungsdauer nicht mit einbezogen werden. Es entstehen Probleme bei der Aussagekraft der Berechnung, wenn die Nutzungsdauer, sowie der Kapitaleinsatz, stark unterschiedlich sind. Riskantere Anlagenvarianten werden aufgrund des eventuell höheren Gewinns bevorzugt, ungeachtet der Risiken.

 

Amortisationsrechnung

Bei der Amortisationsrechnung wird die Zeit betrachtet, in der das eingesetzte Kapital einer Investition zurückfließt. Basierend auf dem Grundgedanken, dass das Risiko einer Investition mit wachsender Amortisationszeit ebenso steigt, wird versucht, die Anlagenvariation zu ermitteln, die das geringste Risiko für den Betrieb darstellt. Auch bei dieser Methode besteht die Gefahr, sich für die vermeintlich risikolosere Variante zu entscheiden und dann festzustellen, dass diese aufgrund der sehr kurzen Amortisationszeit die sehr viel riskantere ist (Hier sei als einfaches Beispiel der Aktienmarkt genannt: Hochrisikopapiere versprechen hohe Rendite, wenig riskante nur eine geringe, wodurch eine lange Amortisationszeit entsteht.). Im Folgenden ist diese Methode genauer betrachtet und anhand eines Beispiels mit unterschiedlichen Varianten angewendet worden

 

MAPI-Methode

Die MAPI-Methode (Machinery-and-Allied-Products-Institute MAPI) sei hier nur am Rande und der Vollständigkeit halber erwähnt, da diese in der Industrie nur geringen Rückhalt findet [20]. Aufgrund der Schwierigkeit, den optimalen Zeitpunkt für eine neue Investition zu finden, basiert die Methode darauf, dass die Dringlichkeit einer Anschaffung beurteilt werden soll. Die Grundsatzfrage dabei ist, ob es rentabler ist, eine neue Anlage anzuschaffen, oder mit der alten Anlage ein weiteres Jahr zu arbeiten (Die Kernfrage lautet: „Soll der Betrieb die Ersatzinvestition sofort vornehmen oder verschieben; exakter: soll er die Vorteilhaftigkeit erst wieder nach einem Jahr prüfen?“ [70]).

Der wesentliche Vorteil dieser Berechnungsmethode ist die Möglichkeit der Standardisierung, mittels vorgefertigter Formulare, und die Einbeziehung von dynamischen Komponenten (Berechnung des Kapitalverzehrs der neuen Anlage).

 

Kapitalwertmethode

Mit der Kapitalwertmethode wird das Prinzip der Gewinnmaximierung verfolgt und es sollen zu Beginn der Investition alle weiteren Zahlungen unterschiedlicher Zeitpunkte vergleichbar gemacht werden. Im Gegensatz zu den statischen Verfahren ist diese Methode die in den Unternehmen meist genutzte, aufgrund ihrer hohen Aussagekraft [20] und einfachen Berechnung. Dabei kann eine variable Zinsentwicklung der einzelnen Perioden berücksichtigt werden und auch zukünftige Veränderungen werden mit einbezogen. Der Kapitalwert errechnet sich zu:

Der Kapitalwert einer Investition kann drei Werte annehmen:

Kapitalwert > 0: Diese Investition erzielt neben der Rückgewinnung des eingesetzten Kapitals eine höhere Verzinsung als die über den kalkulatorischen Zinsfuß festgelegte.

Kapitalwert < 0: Diese Investition, mit einem negativen Kapitalwert, kann die geforderte Verzinsung des Kapitaleinsatzes nicht gewährleistet werden.

Kapitalwert = 0: Diese Investition amortisiert sich aus den Kapitalrückflüssen und erzielt die vorgegebene effektive Verzinsung, die dem kalkulatorischen Zinsfuß entspricht.

Ein Vorteil dieses Verfahrens ist die Möglichkeit, Preissteigerungen, zum Beispiel bei Personal- und Energiekosten, für jede Periode separat mit zu berechnen, um so zu einem präzisen Ergebnis zu gelangen.

Nachteilig ist, dass keine Aussage über die Rentabilität einzelner Varianten gemacht und lediglich Auskunft darüber gegeben wird, ob ein Zinssatz erwirtschaftet werden kann oder nicht. Mögliche Fehlentscheidungen können getroffen werden, wenn die verglichenen Varianten unterschiedliche Nutzungsdauern aufweisen und Ersatzinvestitionen getätigt werden müssen. Für diese Problematik schafft die Annuitätenmethode Abhilfe.

 

Interne Zinsfußmethode

Die interne Zinsfußmethode basiert auf der Kapitalwertmethode und ist ein weiteres Verfahren der dynamischen Investitionsrechnung, die es ermöglicht, unregelmäßige Erträge in eine mittlere jährliche Rendite zu berechnen. Anders als bei der Kapitalwertmethode wird die interne Verzinsung berechnet, indem der Kapitalwert auf 0 gesetzt, und die Gleichung nach dem Zinsfaktor aufgelöst wird.

Die Vorteilhaftigkeit ergibt sich aus dem Vergleich der internen Verzinsung   mit dem erwarteten Zinssatz .

  • r=i: Die unterstellte Verzinsung wird erreicht.
  • r<i: Die Verzinsungsforderung wird nicht erfüllt.
  • r>i: Die Investitionsalternative ist vorteilhaft.

Auch hier gelten dieselben Voraussetzungen wie bei der Kapitalwertmethode. Die Methode des internen Zinsfußes ist nicht geeignet, Investitionsalternativen unterschiedlicher Anschaffungskosten, Nutzungsdauer und Zeitpunkte miteinander zu vergleichen.

 

Annuitätenmethode

Bei der Annuitätsmethode wird der Kapitalwert einer Investition mit den Ein- und Auszahlungen über die Nutzungsdauer so verteilt, dass eine jährliche Annuität (Rente) ermittelt werden kann. Es wird nicht der wirtschaftliche Gesamterfolg nach Ablauf der Nutzungsdauer betrachtet, sondern der jährliche Kapitalüberschuss einer Investition. Diese gleichen Beträge werden als Annuität oder Rente bezeichnet und erlauben es Entscheidungsträgern, eine einfache, subjektive Entscheidung über die jeweilige Vorteilhaftigkeit zu treffen.

Die Annuität der kapitalgebundenen Kosten errechnet sich aus Gleichung 5-8:

Der Annuitätsfaktor a ergibt sich aus Gleichung 5-10:

Die Annuität der bedarfsgebundenen Kosten errechnet sich zu:

Die Stromverbrauchskosten errechnen sich zu:

Analog zu Gleichung 5-12 werden die Verbrauchskosten für Kälte, Wärme und Wasser mit dem jeweiligen Bedarf und Preis berechnet.

Die betriebsgebundenen Kosten unterliegen verschiedenen Änderungen während der gesamten Lebensdauer der Anlagen, hervorgerufen unter anderem durch ein veränderliches Lohnniveau.

Die Annuität der Jahresgesamtzahlungen ergibt sich somit aus der Summe der kapitalgebundenen Kosten, den bedarfsgebundenen Kosten und den betriebsgebundenen Kosten.

Mit  A n,s werden alle sonstigen Kosten der Anlage erfasst, und in der Berech-nung in Gleichung 5-16 wurde eine Änderung zur VDI 2067 durchgeführt, da die untersuchten Anlagen selbst keine Erlöse erwirtschaften können.

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